Kaskadennutzung: eine marktreife und zukunftsfähige Strategie?
Was hat es mit der Kaskadennutzung von Holz auf sich? Weshalb spielt sie in der Ressourcenpolitik des Bundes eine zentrale Rolle? Unter welchen Bedingungen kann dieses viel beschworene Prinzip am Markt genügend Wirkung entfalten? Zur Erörterung dieser Fragen lud die Arbeitsgemeinschaft für den Wald (AfW) im April zu einem „runden Waldtisch“ ein.
Gastgeber für die Veranstaltung der AfW am 24. April 2014 war das Holzkraftwerk Basel. Dort werden beachtliche Holzvolumen täglich direkt in Wärme umgewandelt, ohne dass sie vorher einer oder mehreren stofflichen Anwendungen zugeführt worden wären. Dennoch stehe ein Holzkraftwerk nicht im Widerspruch zur Kaskadennutzung, beteuerte Andres Klein, Präsident des Waldwirtschaftsverbandes beider Basel und Vorsitzender im Verwaltungsrat der Anlage.
Ohne Wasser keine Kaskade
Das HKW Basel verbrenne nur Holz, das man anderweitig nicht oder nicht mehr gewinnbringend einsetzen kann. Denn die Kaskade funktioniere nur, wenn genügend Nutzholz zu kostendeckenden Preisen produziert und lokal (ohne lange Transportwege) gewinnbringend verarbeitet werden kann, betonte Klein. Stimmt der Marktpreis für Bau- und Industrieholz nicht, werde ein grosser Teil des Holzaufkommens direkt als Energieholz verwertet. Immerhin finden die Waldeigentümer (vereint unter der Raurica Wald AG) durch ihre finanzielle Beteiligung an der Anlage eine zuverlässige Absatzmöglichkeit für ihr Holz, das sie sonst kaum verkaufen könnten.
Christoph Starck, Direktor von Lignum, warnte vor der drohenden Konkurrenz zwischen energetischer und stofflicher Nutzung von Holz. In den Nachbarländern habe die Förderpolitik für alternative Energien falsche Anreize gestiftet, nun droht die Kaskade dort einzubrechen. Der Schlüssel für die Mehrfachnutzung von Holz liegt für Starck in einer besseren Inwertsetzung von Altholz als Energierohstoff.
Stoffliche Nutzung bringt mehr Wertschöpfung
Die stoffliche Nutzung generiere sowohl absolut als auch auf einen Kubikmeter Holz bezogen in allen Wertschöpfungsstufen mehr Beschäftigung und Wertschöpfung als die energetische Nutzung, zitierte Alfred Kammerhofer, Sektionschef Wald- und Holzwirtschaft im Bundesamt für Umwelt (BAFU) eine noch unveröffentlichte Studie. Der Ausbau der Kaskadennutzung bedürfe allerdings der Zusammenarbeit aller Akteure. Das BAFU hat deshalb relevante Fragestellungen für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft formuliert und bemüht sich, diese zusammen mit den beteiligten Akteuren zu bearbeiten. Desgleichen hat sich auch das NFP 66 dem Ausbau der Kaskadennutzung verschrieben: 23 aus 30 Projekten widmen sich der stofflichen oder chemischen Verwertung von Holz, während die Forschungsgruppe um Stefanie Hellweg (ETH Zürich) den gesamten Lebenszyklus von existierenden und zukünftigen Holz-Wertschöpfungsketten untersucht.