Ökonomische Analyse Schweizer Holzmärkte
Anhand von Fallbeispielen untersucht unser Projekt die Funktionsweise Schweizer Holzmärkte und erklärt diese aufgrund wirtschaftswissenschaftlicher Theorie. Die Ergebnisse fliessen in die Entwicklung eines agenten-basierten Modells ein, um Szenarien für die Verfügbarkeit und Verwendung von Holz unter verschiedenen Marktbedingungen abzuschätzen.
Projektbeschrieb ((abgeschlossenes Forschungsprojekt)
Das Projekt ermittelt, welche Einflussgrössen die Handlungsweise wichtiger Akteure auf den Holzmärkten prägen. Es verknüpft wirtschaftswissenschaftliche und forstwirtschaftliche Erkenntnisse mit einer agenten-basierten Modellierung (ABM). So vermag es Änderungen im Angebot und bei der Nachfrage sowie marktexterne Einflüsse zu simulieren. Das agenten-basierte Model nutzt Daten aus der Praxis und dient als Grundlage, um zu analysieren, wie das Verhalten der Akteure das Marktergebnis beeinflusst.
Hintergrund
Indem der Forstsektor Holz produziert, sichert er eine wichtige Grundlage für die nachhaltige Ressourcennutzung in der Schweiz. Weil aber verschiedene Akteure unterschiedliche Ansprüche an den Wald und an das Holz stellen, stehen verschiedene Nachfragen und Nutzungen miteinander im Wettbewerb. Wie viel Holz für wen tatsächlich verfügbar ist, hängt nicht zuletzt vom Verhalten der Akteure im Forstsektor ab, das in diesem Projekt erforscht und modelliert wird.
Ziel
Wie verhalten sich Akteure auf verschiedenen Holzmärkten der Schweiz? Um diese Frage zu beantworten, hält die Verhaltens- und Institutionenökonomik Erklärungsansätze bereit. Diese theoretischen Grundlagen verknüpft das Projekt mit Erkenntnissen, die in den Fallstudienregionen (in den Kantonen Aargau, Bern und Graubünden) mit partizipativen Veranstaltungen und Umfragen gewonnen wurden. Damit sollen zum einen das Verhalten der Akteure auf den Holzmärkten der Untersuchungsregionen nachgebildet und zum anderen die Verfügbarkeit des Holzes und dessen Verwendung unter verschiedenen Bedingungen abgeschätzt werden. Dies führt zu einem besseren Verständnis der Holzmärkte. Auf dieser Grundlage wird es möglich, Massnahmen zu modellieren und damit auch zu beurteilen und zu optimieren, die darauf abzielen, die Verfügbarkeit des Holzes zu verbessern.
Für das agentenbasierte Modell, das aus dem Projekt hervorgeht, soll schliesslich eine bedienerfreundliche Oberfläche entwickelt werden, damit es vermehrt zur Lösung praxisrelevanter Fragen eingesetzt werden kann.
Bedeutung
Das im Projekt entwickelte agenten-basierte Holzmarktmodell bildet eine theoretisch und empirisch gut abgestützte Grundlage, um das Verhalten von Akteuren auf Schweizer Holzmärkten zu erklären. Zukünftige oder hypothetische Marktentwicklungen können frühzeitig erkannt und analysiert werden. Ferner kann überprüft werden, ob sich wirtschaftspolitische Anreizinstrumente und institutionelle Regelungen eignen, um die Verfügbarkeit von Holz zu verbessern und seine Verteilung zu steuern.
Ergebnisse
Eine mangelnde Profitorientierung von Waldeigentümern und hohe Erntekosten können dazu führen, dass die Verfügbarkeit von Holz stark eingeschränkt wird. Zudem kommt in vielen Gemeinden dem Budget der Forstbetriebe ein relativ geringes finanzielles Gewicht zu. Das Holzangebot der kommunalen Waldeigentümer reagiert somit nur schwach auf Preissignale.
Doch das Verhalten der Holzanbieter hängt nicht nur von wirtschaftlichen Überlegungen ab. Im Rahmen von Auswahl-Experimenten in den verschiedenen Testregionen stellte sich nämlich heraus, dass -neben dem zu erwartenden Reinerlös aus dem Verkauf des Holzes- das Vertrauen in dessen Abnehmer die Entscheidungen und Handlungsweisen der Holzanbieter am stärksten beeinflusst. Eine grosse Rolle spielt aber auch die Langfristigkeit des Betrachtungshorizontes: So neigen etwa Anbieter, die längere Zeit zuwarten können, eher dazu, differenzierte Verkaufsstrategien mit mehreren Abnehmern zu verfolgen.
Das ABM wurde mithilfe des historischen Falls eines Gross-Sägewerkes ("Domat/Ems") validiert, das nur wenige Jahre nach Markteintritt insolvent wurde.
Das Modell wurde zudem benutzt, um die Holzpreisentwicklung und die Mengenflüsse auf dem Rundholz-, dem Industrieholz- und dem Energieholzmarkt zu analysieren. Dabei wurde zwischen öffentlichen Forstbetrieben, privaten Waldeigentümern und Importeuren als drei verschiedene Typen von Holzanbietern unterschieden. Ergänzend berücksichtigt das Modell auch zwei Typen von Intermediären, nämlich Händler und Bündelorganisationen, über die ein Teil des Holzes vermarktet wird. Die Holzmarktakteure wurden mit unterschiedlichen Eigenschaften ausgestattet, die zuvor in den Auswahl-Experimenten empirisch herausgearbeitet worden waren. So wurde es möglich, den Einfluss des Verhaltens auf das Marktergebnis, insbesondere auch auf die Versorgung der Holzabnehmer, zu überprüfen. Zum Beispiel lässt sich zeigen, wie sich ein vermehrt profitorientiertes Verhalten der Betriebsleiter oder aber auch Fördermassnahmen bei der Waldbewirtschaftung, Waldflächenstilllegungen oder Markteintritte neuer Nachfrager und andere Veränderungen der Situation auswirken.
Die Holzmarktuntersuchungen zeigen auch, inwiefern sich die bevorzugten Absatzkanäle der Forstbetriebsleiter regional unterscheiden. So wird in Graubünden dem Absatz über Bündelorganisationen oder über den Verkauf ab Stock an Forstunternehmen der Vorzug gegeben, während im Aargau die Förster lieber direkt an die Nachfrager verkaufen.
Originaltitel
Analysing Swiss Wood Markets – An Institutional and Computational Economic Approach